RWE kündigt an: Tagebau Hambach wird neu geplant

Infos aus erster Hand: Bei den Kohlegesprächen im Nell-Breuning-Haus gibt Vorstandsvorsitzender Rolf Martin Schmitz Einblick darin, wie sich sein Konzern auf die Vorgaben der Kohlekommission einstellt

RWE-Chef Dr. Rolf Martin Schmitz zu Gast im Nell-Breuning-Haus (c) Thomas Hohenschue
RWE-Chef Dr. Rolf Martin Schmitz zu Gast im Nell-Breuning-Haus
Datum:
Di. 3. Sep. 2019

Mit Spannung erwartet: das vierte Kohlegespräch im Herzogenrather Nell-Breuning-Haus. Diesmal zu Gast: RWE-Chef Dr. Rolf Martin Schmitz. Ohne Scheu stellte er sich dem direkten Diskurs, antwortete ohne Umschweife, klar, direkt, im Zweifel auch konstruktiv-konfrontativ. Und er gab Einblick in die neuen Planungen seines Konzerns im Angesicht des Kohleausstiegs.

Einige Kernaussagen des Abends: RWE akzeptiert die Vorgaben der Kohlekommission und stellt seine Geschäftspolitik um. Der Konzern erwartet nun, zunehmend ungeduldig, die gesetzgeberische Umsetzung. Möglichst rasch möchte der Konzern erste Kohlekraftwerke abschalten. Für Spitzenlasten sollen neue Gaskraftwerke her, um die Versorgungssicherheit im Mix mit regenerativen Energien zu gewährleisten. Die Tagebaue Inden und Garzweiler werden voll ausgekohlt, bis 2030 bzw. 2038, alle Umsiedlungen werden vollzogen. Hambach wird neu geplant mit dem Ziel, den Forst zu erhalten.

Schmitz bekräftigte mehrfach einen Anspruch auf Entschädigung für die Mehrkosten, die seinem Unternehmen durch den frühen Ausstieg aus Braunkohleverstromung und -förderung entstehen. Aus Sicht des Konzerns ändert die Gesellschaft den Rahmen für RWEs wirtschaftliche Aktivitäten und muss daher auch die Rechnung übernehmen, aus den Mitteln für den Strukturwandel zum Beispiel. Vor allem aber erwartet das Unternehmen stabile, verlässliche Bedingungen, um den Kohleausstieg aktiv zu gestalten. RWE wird im Zuge des Strukturwandels weiter ein Player in der Region sein, zum Beispiel Flächen für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung stellen.

Bei den Arbeitsplätzen im Konzern erwartet Schmitz keine harte Zäsur für die Beschäftigten, vielmehr geht ein Großteil in den nächsten zwei Jahrzehnten in den (Vor-) Ruhestand. Auch für die vielen Jahre von Rückbau und Renaturierung sieht der Vorstandsvorsitzende noch Arbeit satt. Träumen, dass das Rheinische Revier weiter eine Energieregion bleibe, erteilt der RWE-Chef eine Absage - das sei unrealistisch, allein wegen der siedlungsräumlichen Bedingungen im dichtbevölkerten Rheinland.

Der RWE-Chef fordert von der Politik verstärkte Anstrengungen, damit die ehrgeizigen Ziele bei der Energiepolitik erreicht werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss weiter forciert werden, die Speichertechnologien vorangebracht, endlich die nötigen Stromtrassen durchgesetzt werden. Seinen spezifischen Beitrag zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit sieht der Konzern auch in dem Auf- und Ausbau von Gaskraftwerken. Und Schmitz fordert eine Abkehr von dem für ihn absurden Gedanken, dass so ein kleines Land wie die Bundesrepublik Deutschland energiepolitisch autark sein müsse. Langfristig werde hoffentlich die Sonne der Lieferant aller Energie sein, mit der Strom erzeugt und andere Rohstoffe wie grünes Öl und grünes Gas produziert werden können.