Informatives Radeln durch die geretteten Dörfer:Natur und Kulturlandschaft zwischen Grubenrand und Erkelenz

Mit Beginn an der Keyenberger Kirche zeigte sich auch die Sonne, sodass man nach der Begrüßung durch Eva Bongartz vom Cafe Nr 5 und Linus Platzer vom NABU zügig zum nahen Winzenhof aufbrechen konnte. Norbert Winzen erzählte, dass sich dieser schöne, alte Hof inzwischen zum Fernsehdrehort und protagonarichen Hotspot der Widerstandbewegung entwickelt habe und er sich diese Popularität vor Jahren nicht hätte träumen lassen.

„Und trotzdem ist es ein altes Gemäuer, das auch lange schon kein Bauernhof mehr ist. Wir dachten ja immer, dass der irgendwann abgerissen wird und haben uns weder Gedanken um eine zukunftsweisende Nutzung noch um die notwenigen Investitionen dazu gemacht“, resümiert er. Wie es mit dem Winzenhof weitergeht, entscheidet die Familie und letztendlich auch das Geld. Denn paradoxerweise, darf ein denkmalgeschützter Bauernhof zwar abgerissen, aber keineswegs auflagenfrei saniert werden.

Noch widersprüchlicher stellt sich die Situation auf dem Friedhof von Keyenberg dar. Wer glaubt, dass die Natur durch die aufgehobene Abbaggerung nun vor schweren Maschinen gerettet worden wäre, der irrt gewaltig. Kettensägen und Häcksler rücken systematisch an und machen Vorgärten, Friedhofsareale und andere Grünanlagen zu Freiflächen. Was an der einen Stelle noch mit Wegesicherungspflicht erklärt werden mag, sieht meistens aus, wie reine Willkür, erklärt Carmen Petrovan den Radfahrenden.

Zur dritten Station meinte David Dresen von der Dörfergemeinschaft, dass er gar nicht gewusst habe, „dass wir sowas haben". Entdeckt man in der Kulturlandschaft gerade, meist trockene Gräben, die oft mit Baumreihen und Buschhecken begrünt sind, dann handelt es sich um die sogenannten Fließe. Oft schon uralt, dienten sie der Entwässerung des vormals feuchten Ackerlandes. Heute sind sie tragende Säulen für den Hochwasserschutz nach Starkregenereignissen und immer noch unverzichtbar, zeichnet Gisela Stotzka vom NABU-Wegberg die ökologische Bedeutung auf. RWE als Landeigentümerin hätte mit einer Verbreiterung der Gehölzzone an den Fließen, die einmalige Chance, großräumig in einer ganzen Region Biotope miteinander zu verbinden und damit Artenvielfalt zu erhalten.

Dieses Thema setzte sich auch an der Niersaue fort: Eindringlich und fachkundig wurde die Bedeutung des Wasserhaushaltes im Boden deutlich gemacht. „Das ist eine Operation am offenen Herzen mit ungewissem Ausgang“ erläutert Frau Stotzka. „Keiner kann absehen, wie sich entwässerte und ausgetrocknete Regionen nach Ende der Sümpfung und mit der Befüllung des Restsees verhalten.“

Zum Konzept des Biotopverbundes gehören auch die großen Grundstücke mit ihren bäuerlichen Garten-, Wiesen- und Weidelandschaften. Die Familie Dresen betreibt in Kuckum schon lange keine Landwirtschaft mehr, aber die Streuobstwiesen und Grundstücke mit Kleintierhaltung bieten Tieren vielfältige Lebensräume, die in den erhaltenen Siedlungsstrukturen der Straßendörfer Biotope miteinander verbinden. Würden diese unbebauten Streifen anders genutzt, entstehen wieder Insellagen von Lebensräumen ohne genetischen Austausch, was die Arten dann auch mittelfristig gefährdet.

In Berverath angekommen, wurden die namensgeben Vögel geehrt und der Schwalbenhof erhielt vom NABU die Auszeichnung zum Erhalt des Lebensraums für diese Himmelsbewohner. Beim Kaffee konnte man die vielfältigen Eindrücke sacken lassen und sich über die Veranstalter NABU, KulturEnergie und Cafe Nr 5 weiter informieren.
Eine Wiederholung der Veranstaltungsart zu einem weiteren Thema des Strukturwandels wird überlegt. Der September wäre dafür der geeignete Monat.

Ausklang in Berverath bei Kaffee

Ein Sitzplatz tut gut

Kaffee und Wasser

einiges los im Cafe Nr 5
Weitere Bilder

50 Gäste vor der Keyenberger Kirche

Carmen Petrovan und David Dresen von der Dörfergemeinschaft
Die Entdeckung des Fließes

Auch Ortskundige erfuhren hier Neues.
In Kuckum an der Niersaue

Die Veränderung der Waldflächen durch die Sümpfung.
Einfahrt zum Cafe Nr 5

mit eigenem Fahrradparkplatz.
Es wird nicht nur geradelt,

sonderen es gibt auch Gymnastik.
Es blieb trocken,

und dicke Wolken zaubern einen dramatischen Himmel.
Linus Platzer

Mitorganisator