Vom Fitnessstudio mit upgecycelten Geräten bis hin zum umweltfreundlichen Freizeitpark
Unsere Städte und Gemeinden sollen nachhaltig werden. Dazu hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet. Das Nachhaltigkeitsziel 11 der Vereinten Nationen formuliert das Ziel aus. Wie wird es vor Ort umgesetzt? Fachleute sind dran. Aber es bereichert ihre Arbeit, die jungen Generationen einzubeziehen. Das zeigte modellhaft ein Tag im Nell-Breuning-Haus, an dem sich mehr als 60 Schülerinnen und Schüler aus drei Schulen beteiligten.
Im Rahmen eines Planspiels entstanden Ideen und Vorschläge für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die inspirierten und so praktikabel waren, dass Fachleute der Stadt Herzogenrath bei ihrer Arbeit daran anknüpfen wollen. Dieses Zwischenergebnis am Ende des Tages zeigte, dass hier keine akademische Trockenübung vollzogen wurde, sondern das Ganze als Blaupause für eine partizipative Herangehensweise bei Stadt- und Verkehrsplanung gelten kann.
Demokratietheoretisch macht das absolut Sinn, zumal es ja auch die jüngeren Generationen sind, die am längsten mit den Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen der heutigen Verantwortlichen zu leben haben. Entsprechend konzentriert und ernsthaft gingen die Schülerinnen und Schüler ans Werk. Sie teilten sich in zehn Arbeitsgruppen auf, sechs zur Freizeit und vier zur Mobilität. Wie lassen sich vor Ort nachhaltige Projekte dazu entwickeln?
Konzentriert Konzepte entwickelt
Ein lebendiges, konzentriertes, ernsthaftes Arbeiten an dieser Frage zeichnete die gemeinsame Beratung aus. Dabei half die Bildungsexpertise des Nell-Breuning-Hauses, das methodische Systematik für erfolgreiche Gruppenarbeit einbrachte. Inhaltliche Inspiration leisteten zu Beginn des Tages kreative und interaktive Angebote, zum Beispiel das eigene Mobilitäts- und Freizeitverhalten beschreiben, Memes und Collagen entwickeln
Mit angeregter Phantasie ging es ans Eingemachte. Tolle Ideen entstanden in den Gruppen und wurden konkretisiert: ein Fitnessstudio mit Upcyclinggeräten, Freizeitangebote am Herzogenrather Weiher, ein Co-Working-Space und Lernort für Schüler, Auszubildende und Studierende im Bockreiter-Zentrum und Ideen zur Förderung nachhaltiger Mobilität per Fahrrad, E-Scooter und Tram. Manche dachten auch richtig groß und skizzierten: ein umwelt- und familienfreundlicher Freizeitpark, eine autofreie Innenstadt und eine Schwebebahn für Aachen.
Eine Verfeinerung erfuhren ihre Konzeptionen im Zuge des Austauschs mit fachkundigen Gesprächspartnern aus Kommune und Fahrradclub. Die Experten zeigten sich beeindruckt von der Qualität der Ausarbeitungen. Die Schülerinnen und Schüler wählten für ihren Fachdialog ausgesprochen kreative Präsentationsformen, gipfelnd in einem KI-generierten Song über nachhaltige Mobilität, einem Video und einem rasch gebastelten Flyer.
Manche ausgearbeiteten Konzepte der Gruppen sollen nicht nur das Ende eines ideenreichen Planspiels markieren, sondern womöglich den Anfang konkreter Projekte. Das signalisierten die fachkundigen Gäste, die das Gehörte mitnehmen und auch im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern bleiben wollen. In einer solch verbindlichen Weise Selbstwirksamkeit zu erleben, ist eine wichtige Erfahrung, die nicht zuletzt unserer Demokratie guttut. Dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung der Städte und Gemeinden leistet so ein partizipatives Vorgehen Vorschub.
Weiterführende Infos
Das Veranstaltung "Ziel:bewusst" fand im Kontext des Projekts "BNE-Bio: Außerschulische Bildungsportfoilios für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene" statt, welches verschiedene Bildungsmodule für nachhaltige Entwicklung für Schülerinnen und Schüler in der StädteRegion Aachen konzipiert und erprobt. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms "Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen (KoMoNa)"durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Die Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut das Förderprogramm als Projketträgerin im Auftrag des BMUV. Weitere Informationen unter www.z-u-g.org/komona .
Am Praxisangebot beteiligt haben sich Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II von Merian-Gesamtschule Kohlscheid, Gymnasium Herzogenrath und Anne-Frank-Gymnasium Aachen. Das Schülerlabor JuLab des Forschungszentrums Jülich, AWA Entsorgung GmbH sowie die Jugendbildungseinrichtungen Rolleferberg und Bleiberger Fabrik boten Experimente an.
Als fachkundige Gesprächspartner an Bord waren von der Stadt Herzogenrath der Beigeordnete Franz-Josef Türk-Hövener, Jugendpfleger Matthias Michels und Marketingexperte Matthias Moll sowie Edmund Heidenthal vom ADFC.