Aus der Kirchenzeitung Ausgabe 39/2020 - Thomas Hohenschue

Breite Solidarität mit Conti-Beschäftigten - Kirchliche Akteure bieten Hilfe im Arbeitskampf an

Conti Aachen (c) Kirchenzeitung
Conti Aachen
Datum:
Mo. 28. Sept. 2020

Das hat die ganze Städteregion Aachen kalt erwischt: Continental will das Aachener Reifenwerk 2021 schließen. 1800 Beschäftigte sind von dieser Absicht betroffen. Die ganze Region ist in Aufruhr, niemand möchte das so einfach hinnehmen. Auch kirchliche Solidaritätsadressen sind vernehmbar.

Entsetzen, Fassungslosigkeit, Zorn prägen das Bild. So äußern sich auch Geschäftsleitung und Betriebsrat des Nell-Breuning-Hauses. Sie boten dem Betriebsrat des Werkes per Brief Unterstützung an. Betriebsschließungen habe es schon viele in der Region gegeben, aber: „Die Art und Weise, mit welcher Kaltschnäuzigkeit vonseiten der Konzernleitung hier vorgegangen wird, sucht ihresgleichen.“ Das Nell-Breuning-Haus setze sich für ein Wirtschaften ein, das der Gesellschaft diene, für eine Arbeit, die gutes Leben ermögliche, und für eine Region, die Zukunft biete für die nächsten Generationen. „Wenn Konzerne so handeln wie jetzt Continental, bleibt davon nichts übrig. So werden die Fundamente für eine Gesellschaft gelegt, in der nur noch der Profit zählt, Arbeit nichts mehr wert ist und die Region keine Zukunft mehr hat.“

Nach aktuellem Kenntnisstand könne die Schließung des Werkes angesichts dort geschriebener schwarzer Zahlen nicht nachvollziehbar erklärt werden, schreiben Betriebsseelsorge im Bistum, Bischöfliche Kommission Kirche und Arbeiterschaft und Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in einer gemeinsamen Solidaritätsadresse. „Höhere Renditeerwartungen rechtfertigen keinesfalls, Arbeiterinnen und Arbeitern und ihren Familien ihre Existenzgrundlage zu entziehen. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Mensch und sein Arbeitsplatz stets Vorrang vor dem Kapital haben müssen – die Sorge um die Menschen steht im Mittelpunkt.“

Wie geht es nun weiter?

Die KAB legte mit einem offenen Brief an den Aufsichtsrat der Continental AG nach, mit der Forderung, das Werk zu erhalten. „Schöpfen Sie alle verfügbaren arbeitsmarktpolitischen Mittel aus! Nutzen Sie die tariflichen Möglichkeiten zugunsten einer Weiterbeschäftigung! Nehmen Sie sich Zeit, gemeinsam mit der zuständigen Gewerkschaft und den Betriebsräten Lösungen zu finden, die vom Gedanken der Verbundenheit und fairen Lastenverteilung geprägt sind und Perspektiven bieten!“

Manfred Körber, Leiter des Nell-Breuning-Hauses, bringt einen weiteren Gedanken in die regionale Diskussion ein: „Das Beispiel Conti zeigt erneut, wie wenig internationalen Konzernen am Gemeinwohl liegt. Das Schicksal von Menschen und der Stadt wird strategischen Kapitalinteressen geopfert. So ist das in unserer Wirtschaft.“ Das müsse sich ändern. „Ein Schritt in Richtung Zukunft wäre, wenn die Stadt Aachen und die Städteregion Teil der Gemeinwohlökonomiebewegung werden. Damit könnten die Weichen für eine andere Zukunft gestellt werden.“    thh

Aus der Kirchenzeitung Ausgabe 39/2020