Liebe Freundinnen und Freunde des Nell-Breuning-Hauses,

Mitarbeitende Nell-Breuning-Haus (c) Thomas Hohenschue
Mitarbeitende Nell-Breuning-Haus
Datum:
Di. 31. März 2020

hier ein Up-Date zu unserer Situation. Inzwischen konkretisieren sich die Hilfsangebote. So hat die Bistumsverwaltung sehr unbürokratisch und zügig reagiert und uns einen Sonderzuschuss gewährt. Der Arbeitslosenfond des Bistums zahlt seine Förderung in einer Einmalzahlung aus, was unserer Liquidität hilft. Die Soforthilfe des Landes NRW ist angelaufen, hier werden wir noch einen Antrag stellen und die Förderung durch das Weiterbildungsgesetz des Landes kommt uns auch entgegen. Allerdings gibt es noch nichts Neues zum versprochenen Rettungsschirm für Bildungseinrichtungen. 

 

 

Wir haben nun Kurzarbeit 0 für die Bereiche Küche, Service und Reinigung, auch die anderen Bereiche arbeiten nur eingeschränkt. Ob diese Maßnahmen reichen werden, ob wir damit durchkommen - wir werden sehen. Um Ministerpräsident Armin Laschet zu zitieren: „Wir fahren auf Sicht“.

Dennoch wollen wir die Übersicht nicht verlieren. Als Einrichtung der politischen Bildung sehen wir unseren Auftrag im Augenblick nicht in erster Linie darin, alle möglichen Netzaktivitäten zu entfalten und dem allgemeinen Online- und Streamingwahn zu verfallen. Zwar gehen auch wir gezielt mit Angeboten ins Netz, unsere Hauptaufgabe sehen wir aber in der Beobachtung und vorsichtigen Analyse dessen, was sich in Gesellschaft und Kirche so tut. Dies bildet die inhaltliche Grundlage für unsere Bildungsarbeit nach der Corona Krise.

Unser Jubiläumsjahr 2019 hatten wir inhaltlich unter das Thema: „Solidarität ermöglichen“ gestellt. Solidarität ist in der aktuellen Krise das Motto der Stunde. Auf zwei in Spannung miteinander stehende Beiträge möchte ich hier aufmerksam machen. Zum einen erinnert der Soziologe Heinz Bude in einem Interview in der ZEIT (21.03.) an die Vorstellung der kleinen Lebenskreise aus der katholischen Soziallehre. Sie ist grundgelegt im Subsidiaritätsverständnis Oswald von Nell-Breunings. Bude fragt: Welche Modelle der Lebensführung sind es eigentlich, die uns Schutz bieten, ohne uns zu verkapseln? Das greift auch Jonas Hagedorn in einem Beitrag des Nell-Breuning-Institutes (Arbeitspapiere Nr. 72) auf, wenn er betont, dass die Corona Krise uns lehrt, dass der Blick auf die kleinen Lebenskreise zu kurz gerät und staatliches Handeln für die Organisation von Solidaritäten unverzichtbarer ist denn je.

Wir sehen, die Debatte um das Verhältnis von Zivilgesellschaft und Staat nimmt Fahrt auf. Ganz nebenbei wird dann auch die Frage aufgeworfen, ob die katholische Kirche und ihre Sozialverkündigung noch eine prägende Rolle bei der Zukunftsgestaltung spielen werden, oder ob man sich im innertheologischen Streit um das Eucharistieverständnis und die Relevanz von Online-Liturgien endgültig aus der Mitgestaltung der Gesellschaft verabschieden wird.

Der Themen nach der Krise werden viele sein und so wird auch das Nell-Breuning-Haus als Lernort für Arbeit und Menschenwürde weiterhin wichtig sein. Vorausgesetzt, wir schaffen das.

Danke für Ihre Unterstützung. Kommen Sie gut und gesund durch die Zeit.

Ihr

Manfred Körber