Ein kruder Mix von Milieus bereitet der AfD den Boden

Fachjournalist Michael Klarmann skizzierte den Aufwuchs rechter Strukturen in der Aachener Region

Michael Klarmann informiert (c) Thomas Hohenschue
Michael Klarmann informiert
Datum:
Do. 18. Apr. 2024

Rechtspopulisten und Rechtsextremisten sind im Aufwind, auch in der Aachener Region: Zu diesem Fazit kommt der Fachjournalist Michael Klarmann auf Basis seiner langjährigen Recherchen. Politisch profitiere davon die AfD, die im Umfeld und Vorfeld der Partei Strukturen aufbaut. Und sie wachse in einem von ihr befeuerten Klima, das Diskurse vergiftet und Demokratie angreift.

Michael Klarmann skizzierte bei einem Vortrag im Nell-Breuning-Haus, wie breit und zugleich unübersichtlich die Szene spätestens seit der Coronakrise geworden ist. Rechtsextremisten haben ihre Eindeutigkeit verloren, sie kapern die Sprache und Symbole anderer und docken an alle möglichen Protestbewegungen an. Auch kommunal fahren sie diese Strategie.

Es ist ein kruder Mix von Milieus entstanden, berichtete Klarmann. Renitente Verschwörungserzähler aus der Querdenker- und Reichsbürgerszene mischen sich mit Personen aus dem bürgerlichen Spektrum, Esoterikern, Friedensbewegten. Immer mittendrin: intellektuell starke Personen aus der neurechten Bewegung, die Diskurse nach rechts verschieben und entsprechende Strukturen stärken.

Die Diskursverschiebung ist auf allen Ebenen zu beobachten. Ein maßgeblicher Faktor sind dabei die sozialen Medien. Michael Klarmann kennt viele Facebook-Gruppen und Telegram-Kanäle, die von AfD-Mitgliedern oder Neurechten geprägt sind. Trotz der im Vergleich zu anderen deutschen Regionen geringen Wahlerfolge der Partei im Aachener Raum ist es auch hier so.

Akteure wie die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, die zu diesem Abend im Nell-Breuning-Haus eingeladen hatte, können dem nur mit Information und Argumentation entgegentreten, sagte der Fachjournalist, wissend, dass inzwischen auch Menschen für die Demokratie verloren sind. Aber der ständigen Delegitimierung der Verfassung und der demokratischen Institutionen gelte es etwas entgegenzusetzen, damit die rechte Strategie, die kulturelle Hegemonie zu erreichen, nicht weiter aufgehe.