Seit 2014 wird der Maria-Grönefeld-Preis Persönlichkeiten verliehen, die sich für eine soziale Zukunft unserer Gesellschaft einsetzen. Am 18. November 2022 ging die Auszeichnung an die Klimaaktivistin und heutige grüne Landtagsabgeordnete Antje Grothus aus Kerpen. Gewürdigt wird damit ihr beharrliches und unerschrockenes Engagement für Klimagerechtigkeit.
Bei ihrem Einsatz im Strukturwandel des Rheinischen Reviers und in der Aushandlung des Kompromisses zum Kohleausstieg hat sie sich leidenschaftlich positioniert und zugleich eine respektvolle Haltung anderen gegenüber bewahrt. Darin erkennt die Maria-Grönefeld-Stiftung ein Engagement, das dem Vorbild von Dr. Maria Grönefeld nahekommt.
Die Preisverleihung fand in einem entspannten Rahmen bei uns im Nell-Breuning-Haus statt. Die Gäste erlebten unser Haus als einen Ort, wo man sich wertschätzend und unbefangen über die üblichen Milieu- und Engagementsgrenzen hinweg trifft, kennenlernt und austauscht. Für eine solche Kultur steht auch Antje Grothus, so dass es nur schlüssig war, hier zu würdigen und zu feiern.
Mit ihren Förderungen und dem Preis knüpft die Maria-Grönefeld-Stiftung an das Lebenswerk der streitbaren Pädagogin und Wissenschaftlerin an, die 1941 geboren war und 1993 starb. 20 Jahre lang leitete Maria Grönefeld das Nell-Breuning-Haus. Dort wird ihr Einsatz für eine menschenwürdige Arbeitswelt und eine sozial gerechte und demokratische Ordnung fortgeführt.
Der Maria-Grönefeld-Preis wirft jeweils ein Schlaglicht auf ein Arbeitsfeld. Den Anfang machten die gerechten Bildungs- und Lebenschancen 2014 von Frauen und 2016 von Geflüchteten. 2019 rückte der Einsatz für Frauenrechte in der katholischen Kirche in den Fokus. 2022 nun liegt das Thema der sozialökologischen und sozial gerechten Transformation auf dem Tisch.
Das Bild zeigt die frisch ausgezeichnete Preisträgerin im Kreis des Kuratoriums der Stiftung. Eine Situation zum Abschluss des Abends, vielfach festgehalten mit Smartphones und Fotokameras. Von links nach rechts: Dr. Manfred Körber, Antje Grothus, Anna-Lena Hupfauer, Dr. Stefan Voges und Karin Linzenich.
Von links nach rechts: Dr. Manfred Körber, Antje Grothus, Anna-Lena Hupfauer, Dr. Stefan Voges und Karin Linzenich.
Den Abend eröffnete Dr. Manfred Körber, Leiter des Nell-Breuning-Hauses und Vorsitzender des Kuratoriums der Maria-Grönefeld-Stiftung. Das Herzogenrather Bildungszentrum engagiert sich stark im Strukturwandel des Rheinischen Reviers, streitet gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren für eine demokratische, bürgernahe und nachhaltige Ausgestaltung.
Mittendrin in den Dialog- und Vernetzungsformaten baut beharrlich eine Persönlichkeit Brücken zwischen allen Fronten: Antje Grothus. Dass die Preisträgerin so unbeirrt und hartnäckig für friedlichen Austausch auf Augenhöhe eintritt, auch wenn jüngste Entscheidungen rund um den Braunkohletagebau Garzweiler neue Wunden in die Region reißen, ist aller Ehren wert.
So fällt die Preisverleihung in unruhige Zeiten, setzt aber ein umso bedeutsameres Zeichen für die Wahrung des sozialen Friedens im Rheinischen Revier.
Den Abend eröffnete Dr. Manfred Körber, Leiter des Nell-Breuning-Hauses und Vorsitzender des Kuratoriums der Maria-Grönefeld-Stiftung.
Es oblag Dr. Dagmar Hänel vom Landschaftsverband Rheinland, die Preisträgerin zu würdigen. In ihrer Laudatio zeichnete sie den Lebens- und Engagementweg von Antje Grothus nach, von der Kindheit und Jugend im Ruhrpott bis zum Familienalltag am Rande des Tagebaus in Kerpen-Buir. Als 2004 die Bagger näher rückten und die A 4 verlegt wurde, habe die Widerstandsbiografie der Preisträgerin begonnen.
Knapp 20 Jahre und viele Kämpfe später habe Antje Grothus so einiges erreicht, mit ihrer Fähigkeit, Menschen anzusprechen und dafür zu gewinnen, gemeinsam ein wenig die Welt zu retten. Die Welt retten heißt hier, gegen die Ignoranz gegenüber den Folgen unseres industriellen Wachstumswirtschaftens einzutreten, in harter Arbeit für einen Dialog jenseits reinen Ringens um Deutungshoheiten einzutreten, gerade auch dort, wo mit harten Bandagen gekämpft wird.
Dass Antje Grothus so sehr das Wir stärkt, ist für Dr. Dagmar Hänel vorbildlich und preiswürdig. Denn der Strukturwandel brauche einen Kulturwandel, wie ihn die Preisträgerin verkörpere. Durch ihre Dialogfähigkeit und ihren Gemeinsinn setze Antje Grothus ein Hoffnungszeichen im Meer der täglichen Krisenmeldungen. Der Schritt in die Politik sei eine Herausforderung, die eigenen Werte in Verantwortung durchzutragen, was nicht einfach werde angesichts der Komplexität der Lage.
Dass der Preis auch seine Trägerin selbst ermutige, das wünschte Dr. Dagmar Hänel abschließend, mit großem Applaus bedacht.
Es oblag Dr. Dagmar Hänel vom Landschaftsverband Rheinland, die Preisträgerin zu würdigen.
Nach dem Lobesworten der Laudatorin, die bewusst keine Leistungsschau beinhalten sollte, ging es um die Übergabe des Preises. Antje Grothus bekam aus den Händen von Dr. Manfred Körber zunächst die offizielle Urkunde, in der ihr Eintreten für Klimagerechtigkeit gewürdigt wurde. Und dann erhielt sie eine kunstvolle Collage von Baumbildern des Aachener Fotografen Dieter Kaspari.
Dieses Präsent bewegte Antje Grothus sehr, denn seit Kindesbeinen an hat sie eine enge Verbindung zu Bäumen. Was in der Gärtnerei der Eltern begann, setzte sich im Kampf um den Hambacher Forst fort. Bäume bedeuten der Klimaaktivistin und heutigen Landtagsabgeordneten viel. Und für eine gesunde, gute Umwelt engagiert sie sich nun auf vielen Ebenen, in der Region wie auch in Düsseldorf.
Antje Grothus bekam aus den Händen von Dr. Manfred Körber zunächst die offizielle Urkunde, in der ihr Eintreten für Klimagerechtigkeit gewürdigt wurde. Und dann erhielt sie eine kunstvolle Collage von Baumbildern des Aachener Fotografen Dieter Kaspari.
Die frisch gebackene Preisträgerin zeichnete in ihrer Dankesrede nach, mit welchen Höhen und Tiefen der bisherige Weg im Kampf um Klimagerechtigkeit im Rheinischen Revier versehen ist. Antje Grothus erinnerte daran, dass 2004 noch ein weiterer großer Tagebau in Planung war und der Hambacher Forst wegsollte. Dass der Kohleausstieg bundesweit auf 2038 und in NRW nun auf 2030 vorgezogen wurde, Hambi zu einem großen Teil erhalten bleibe, fünf Erkelenzer Dörfer erhalten blieben, seien echte Erfolge.
Zugleich wisse sie, dass das Erreichte nicht genüge, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Der Schere zwischen dem, was zu tun sein, und dem, was getan wird, klaffe immer weiter auseinander. Die Zivilgesellschaft sei bereit, ihren Beitrag für eine selbstbestimmte Zukunft zu leisten. Dass die Abgeordnete nun gleich nach Antritt ihres Landtagsmandats einer solchen Zerreißprobe ausgesetzt werde, hätte sie nicht erwartet. Sie wisse nicht, ob die Kohle unter Lützerath gebraucht werde. Sie wisse aber in jedem Fall, dass sie nicht jetzt benötigt werde. Insofern sei eine Räumung völlig falsch.
Ihr persönlich gehe es in einem doppelten Sinne um das Klima, betonte Antje Grothus, meteorologisch wie gesellschaftlich. Die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen müssten sich jetzt endlich aus der Umklammerung der fossilen Industrie lösen. Nicht länger dürften die betriebswirtschaftlichen Überlegungen eines Konzerns über dem sozialen Frieden in einer Region stehen, sagte die Preisträgerin unter starkem Applaus.
Niemand, den sie kenne, habe Lust auf eine Räumung von Lützerath. Eine solche könne sie selbst nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Unsere Region brauche im Gegenteil Dialog und Versöhnung. „Für eine gute Zukunft in unser aller Revier!“, rief sie aus. Es gehe in allem auch um jetzt im Alltag spürbare Maßnahmen. „Wir wollen auch heute leben, nicht nur darüber nachdenken, was in 80 Jahren ist“, sagte sie mit Blick auf Planspiele wie der Vision einer Seenlandschaft.
Die frisch gebackene Preisträgerin zeichnete in ihrer Dankesrede nach, mit welchen Höhen und Tiefen der bisherige Weg im Kampf um Klimagerechtigkeit im Rheinischen Revier versehen ist.
Antje Grothus hat sich beruflich in der Klimaallianz Deutschland engagiert, mit starkem persönlichem Einsatz. Dafür dankte stellvertretend Linus Platzer. Er würdigte ihre Ansprechbarkeit für Akteure der Zivilgesellschaft und ihre Arbeit als Vermittlerin, wie sie im Engagement bei der Kohlekommission auf Bundesebene wirksam wurde. Diese beherzte, friedvolle und freudvolle Form, sich einzusetzen, präge einen neuen, zukunftsweisenden Politikstil, sagte Linus Platzer.
Linus Platzer würdigte ihre Ansprechbarkeit für Akteure der Zivilgesellschaft und ihre Arbeit als Vermittlerin, wie sie im Engagement bei der Kohlekommission auf Bundesebene wirksam wurde.
Marianne Pötter-Jantzen vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor würdigte die Weite des Einsatzes von Antje Grothus. Die Preisträgerin wisse, dass nicht nur im Rheinischen Revier Menschen ihre Heimat verlören, sondern durch die Folgen der Kohleverstromung auch anderenorts. Antje Grothus stehe in enger Verbindung mit allen, die für ein Ende des fossilen Zeitalters streiten, auf dass nicht weiter Menschen ihre Lieben und ihre Träume verlieren. Bei ihr gelte es genauso wie bei Misereor: „Damit alle Dörfer und Städte bleiben – weltweit!“
Marianne Pötter-Jantzen vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor würdigte die Weite des Einsatzes von Antje Grothus.
Musikalisch begleitet wurde der Abend durch Dieter Kasparis Blues-Bajásch. Dieter Kaspari (r.) und Uwe Böttcher schufen mit ihren Balladen einen schönen Rahmen für eine gelungene Preisverleihung.
Dieter Kaspari (r.) und Uwe Böttcher schufen mit ihren Balladen einen schönen Rahmen für eine gelungene Preisverleihung.
Alle auf einem Blick, nach einem schönen Abend. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Linus Platzer, Dr. Manfred Körber, Antje Grothus, Marianne Pötter-Jantzen und Dr. Dagmar Hänel.
Unser Bild zeigt von links nach rechts: Linus Platzer, Dr. Manfred Körber, Antje Grothus, Marianne Pötter-Jantzen und Dr. Dagmar Hänel.