Zum Inhalt springen

Die tiefen Spuren von Corona im Leben junger Menschen

Gepo-Symposium 01
Ein europäisches Symposium im Nell-Breuning-Haus beleuchtete die Auswirkungen auf die soziale und berufliche Teilhabe
Datum:
20. Feb. 2025
Von:
Thomas Hohenschue

Vor fünf Jahren brach das Coronavirus über die Menschheit herein. Auch in vielen Ländern Europas versuchten Regierungen, die Verbreitung des Virus über Lockdowns, Kontaktsperren und Distanzvorgaben einzugrenzen. Bei einer großen Zahl von Kindern und Jugendlichen hat diese Zeit tiefe Spuren hinterlassen. Das bleibt nicht ohne Folgen für ihre seelische Gesundheit und ihre Teilhabe an beruflicher Ausbildung und Arbeit.

Ein europäisches Symposium im Nell-Breuning-Haus begab sich auf Spurensuche in dieser wichtigen sozialen Frage. Dr. Johanna Wilmes von der Goethe-Universität Frankfurt schärfte den Blick dafür, dass drei Jahre eines gedämpften, kontaktarmen, digital distanzierten Lebens aus Sicht eines jungen Menschen eine Ewigkeit sind. Diese Erfahrung, gefolgt von sich aufstapelnden Krisen wie Krieg und Inflation, prägt ihr Lebensgefühl.

Dieses Gefühl ist von Unsicherheit, Erschöpfung, Hilflosigkeit geprägt. Viele junge Menschen erwarten nicht viel von der Zukunft, weil es sowieso anders kommt, als man denkt. Sie haben ihre Jugend verpasst, sie wurden nicht gehört und bei allen Schutzmaßnahmen nicht mitgedacht. Die soziale Infrastruktur, in der sie leben, lernen und sich entwickeln sollen, wird schon lange sträflich vernachlässigt.

Die Folgen branden inzwischen in der Berufswelt auf, wie vertiefende Gespräche mit dem Betriebsrat der Aachener Fa. Zentis, dem sozialen Beschäftigungsprojekt AMOTIMA und der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) zeigten. Neben fachlichen Defiziten verstärken sich auch psychosoziale Problematiken wie Kontaktscheu und mangelhafte Belastbarkeit. Auch sinkt die Motivation, für verdichtete Vollzeitjobs Freizeit und Soziales zurückzustellen.

Für junge Menschen in prekären Lebenslagen stellt sich die Situation noch einmal schärfer dar. Die Pandemie hat ihre ohnehin geringen Zukunftschancen auf berufliche und soziale Teilhabe weiter verschlechtert. Im Grunde braucht es jetzt mehr denn je einen qualifizierten Zweiten Arbeitsmarkt, jenseits der regulären Erwerbsarbeit. Fazit: Der Übergang zwischen Schule und Beruf bedarf einer erweiterten Begleitung - nicht nur im Schulausgang, sondern auch in der Phase der beruflichen Ausbildung, sozialarbeiterisch, solidarisch, seelsorglich.

 

Abschließende Info

 

Da die Veranstaltergemeinschaft breit gefächert war, kamen bei dem europäischen Symposium viele Perspektiven zur Sprache. Verantwortlich zeichnete das betriebsseelsorgliche Netzwerk gepo ("groupe européen de la pastorale ouvrière"). Es kooperierte mit der Betriebsseelsorge des Bistums Aachen und dem Nell-Breuning-Haus, verzahnt mit EZA ("Europäisches Zentrum für Arbeitnehmerfragen") und einigen EZA-Mitgliedsorganisationen.

 

 

Ein europäisches Symposium

17 Bilder