Ein Leben zwischen zwei Polen – zwischen laut und leise

Bis zum 10. Februar 2023 zeigt das Nell-Breuning-Haus eine fotografische Reise von Dieter Kaspari durch die Aachener Region

Zwei, die sich verstehen und einen Blick für den Strukturwandel in der Region haben: der Aachener Fotograf und Musiker Dieter Kaspari (links) im Gespräch mit Dr. Manfred Körber, Leiter des Nell-Breuning-Hauses. (c) Thomas Hohenschue
Zwei, die sich verstehen und einen Blick für den Strukturwandel in der Region haben: der Aachener Fotograf und Musiker Dieter Kaspari (links) im Gespräch mit Dr. Manfred Körber, Leiter des Nell-Breuning-Hauses.
Datum:
Sa. 10. Dez. 2022

Ganz oder gar nicht: ein Lebensmotto von Dieter Kaspari. Der gebürtige Aachener wird 75. Da zieht man schon mal Zwischenbilanz. Und das heißt bei Dieter Kaspari: Was er tut, tut er mit Leidenschaft und voller Konzentration. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust und sein Leben ist immer hin- und hergependelt zwischen diesen beiden Polen: der Musik und der Fotografie. Oder, wie er heute sagt: „zwischen laut und leise“.

„Zwischen laut und leise“: Titelbild eines Katalogs zur Ausstellung von Dieter Kaspari im Nell-Breuning-Haus. Am Freitag, 9. Dezember, wird sie um 18:30 Uhr im Rahmen einer Vernissage eröffnet. (c) Dieter Kaspari
„Zwischen laut und leise“: Titelbild eines Katalogs zur Ausstellung von Dieter Kaspari im Nell-Breuning-Haus. Am Freitag, 9. Dezember, wird sie um 18:30 Uhr im Rahmen einer Vernissage eröffnet.

Kurz nach dem 75. feiert er am Freitag, 9. Dezember 2022 um 18:30 Uhr im Nell-Breuning-Haus die Vernissage eines visuellen Rittes durch seine Industrie-, Natur- und Landschaftsfotografie der letzten Jahrzehnte. Dass dies in dem Herzogenrather Bildungszentrum geschieht, ist nicht zufällig. Mit diesem und dessen Leiter Dr. Manfred Körber verbindet Dieter Kaspari der fokussierte Blick auf den Strukturwandel der Aachener Region.

Aufgewachsen ist der Fotograf und Musiker im Nachkriegs-Aachen. Sehr gut erinnert er sich an den Niedergang der Textilindustrie. Auch an seinem heutigen Wohnort, Alsdorf-Busch, hat er einen historischen Einschnitt hautnah mitverfolgt, nämlich das Ende des Steinkohlebergbaus. Wie wichtig das Erinnern ist, wie es einmal war, spürt er selbst an den Veränderungen in der Region und im Ort.

Er hat selbst daran mitgearbeitet, die industrielle Vergangenheit im Aachener Raum zu dokumentieren, kunst- und kraftvoll, mit Gespür für Architektur und Charme der Landschaft. Lukrative Auftragsarbeiten waren das, für den Eschweiler Bergwerksverein etwa, dann war er bei einem Architekten-Institut an der RWTH angestellt. Später folgte intensive Werbefotografie.

Die Musik war vorher und nachher. So kennen ihn heute viele Menschen im Aachener Raum. Blues-Balladen, gecovert oder selbst geschrieben, auf Englisch oder auch Öcher Platt, alles geht, wenn es ihm selbst gefällt. Freiheit geht ihm über alles. Und da gilt: Ganz oder gar nicht – womit Dieter Kaspari zunächst sein Leben finanzierte, füllte auch sein Leben, wenn er nicht fotografierte.

Ein Herzinfarkt mahnte ihn 2007, es nicht länger zu übertreiben. Vorher arbeitete er ständig über den Pegel, der Erfolg und die Leidenschaft ließen ihn die Grenzen nicht spüren, die aber jeder Mensch hat. Nach einer musikalisch überbrückten Pause setzte er Produkte und Dienstleistungen fotografisch in Szene. Dann aber machte er Schluss damit und konzentrierte sich auf Musik.

Dass es wieder verstärkt in seinen fotografischen Fingern juckt, dürfen gerade Follower seines Facebook-Auftritts genießen. Wieder einmal mit Haut und Haar stürzt sich Dieter Kaspari in ein Projekt, nämlich noch einmal das Hohe Venn in allen Licht- und Farbstimmungen festzuhalten. Hier zeigt er hohe Kunst, ganz wie früher, ganz wie auch in der Ausstellung im Nell-Breuning-Haus.

Ein Katalog hält die eindrucksvollen Arbeiten von Dieter Kaspari fest, liebevoll eröffnet von Sabine Rother, wie die Ausstellung finanziert von STAWAG, Maria-Grönefeld-Stiftung und Nell-Breuning-Haus. Eben dort, im Nell-Breuning-Haus, ist die Ausstellung vom 9. Dezember 2022 bis 10. Februar 2023 zu besichtigen. Danach steht sie vom 24. Februar bis 31. März 2023 in der Bischöflichen Akademie Aachen.