Was zählt im Strukturwandel des Rheinischen Reviers? Wenn man die Kriterien der dominierenden Akteure sieht, ist die Antwort einfach: "Arbeit Arbeit Arbeit". Das aber springt aus vielen Gründen deutlich zu kurz. Darüber muss man reden. Wie bei der Veranstaltungsreihe "RevierDialoge" von Bistum Aachen und Nell-Breuning-Haus.
Bei der neuesten Auflage dieser Fachgespräche am 1. März in Erkelenz zeigte Franziska Stölzel von der United Nations University in Dresden auf, dass es auch ganz anders geht. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich völkerrechtlich verbindlich den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet. Diese sollten daher auch Grundlage im Strukturwandel sein.
So kann es eben nicht bei "Arbeit Arbeit Arbeit" bleiben, zumal die Erfahrung aus früheren Umbrüchen dieser Art ist, dass die neuen Arbeitsplätze im Schnitt schlechter entlohnt und häufig auch prekär ausgestaltet sind. Die Region kennt das von dem Aufblühen von Logistikzentren, die zwar viel Fläche fressen, aber wenig gute Arbeit schaffen.
Mit den Nachhaltigkeitszielen im Rücken blickt man ganz anders auf die Herausforderung. Dann wird es plötzlich ebenfalls wichtig, wie es künftig mit der Nahrungssicherheit und der Wasserversorgung in der Region aussieht, wie Verkehrsaufkommen und Müll verringert werden, wie die Bevölkerung an der Entwicklung beteiligt und die Demokratie gestärkt wird.
Bildung ist ein Schlüssel, damit dieser Perspektivwechsel gelingt. Denn nicht nur die Interessenvertretungen in den Gremien sind für einen erweiterten Blickwinkel zu gewinnen, sondern auch die Bevölkerung. Denn letztlich geht es um Veränderungen im Lebensstil, wenn unsere Zukunft eine nachhaltige sein soll. Es ist höchste Zeit, breit dafür zu werben und eine gute Basis zu schaffen. Da sind alle in der Verantwortung.
Den Strukturwandel weiter denken: Franziska Stölzel von der United Nations University Dresden warb dafür, die UN-Nachhaltigkeitsziele als Grundlage zu nehmen.
Am Fachgespräch beteiligte sich auch die grüne Landtagsabgeordnete Antje Grothus, die sich seit langem im Strukturwandel des Rheinischen Reviers engagiert.
Das Fachgespräch fand in der urigen Atmosphäre der Flachsklause statt, eines Treffs mitten in einem Erkelenzer Viertel, in dem Menschen mit geringen Einkommen leben. Das setzte einen Akzent, auf die zu schauen, die im Strukturwandel noch keine Stimme haben.